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2 reconstructions tagged with "Leibniz"

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Leibniz unterscheidet zwei Arten von Maschinen: (i) Maschinen, die auch aus Teilen zusammengesetzt sind, welche selbst keine Maschinen sind, und (ii) Maschinen, die keine Teile enthalten, die selbst keine Maschine sind. Menschen können nur Maschinen der ersten Art schaffen, Gott auch Maschinen der zweiten Art. Alle Lebewesen sind nach Leibniz Maschinen der zweiten Art, d.h. "natürliche Maschinen."

Bibliographische Angaben

Gottfried Wilhelm Leibniz, Monadologie. 1714/1998. Stuttgart: Reclam.

Textstelle

So ist jeder organische Körper eines Lebewesens eine Art göttliche Maschine oder ein natürlicher Automat, der alle künstlichen Automaten unendliche übertrifft. Denn eine durch die Kunst des Menschen verfertigte Maschine ist nicht in jedem ihrer Teile Maschine. Ein Beispiel: Der Zahn eines Messingrades hat Teile oder Abschnitte, die für uns nichts Künstliches mehr sind und nichts mehr haben, was in Bezug auf den Gebrauch, für den das Rad bestimmt war, auf eine Maschine verweist. Die Maschinen der Natur aber, d.h. die lebenden Körper, sind noch in ihren kleinsten Teilen Maschinen, bis ins Unendliche. Dies macht den Unterschied zwischen der Natur und der Kunst aus, d.h. zwischen der göttlichen Kunst und der unsrigen. (Leibniz, Monadologie, § 64)

Argumentrekonstruktion

  1. Eine vom Menschen gefertigte Maschine ist nicht in jedem ihrer Teile Maschine.
  2. Die lebenden Körper sind noch in ihren kleinsten Teilen Maschinen (bis ins Unendliche).
  3. Alles, was nicht vom Menschen verfertigt ist, ist eine natürliche Maschine. (implizit)

  1. Lebende Körper sind natürliche Maschinen.

Kommentar

Sicherlich bedürfen die Prämissen einer tiefergehenden Analyse und Kritik. Prämisse 2 ist offensichtlich aus heutiger Sicht problematisch. Auch müsste in einer Diskussion des Argumentes z.B., näher bestimmt werden, was ein Ding zu einer Maschine macht.

Formale Detailanalyse (optional)

Der Schluss lässt sich wie folgt formalisieren:

  1. xMx¬Tx\forall x Mx \rightarrow \lnot Tx
  2. xLxTx\forall x Lx \rightarrow Tx
  3. x¬MxNx\forall x \lnot Mx \rightarrow Nx

  1. xLxNx\forall x Lx \rightarrow Nx

Legende:

  • Mx: x ist eine vom Menschen gefertigte Maschine
  • Tx: x ist in jedem ihrer Teile Maschine
  • Lx: x ist ein lebender Körper
  • Nx: x ist eine natürliche Maschine

Literaturangaben

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Gemäß der "absoluten Konzeption des Raumes", ist der Raum etwas unabhängig Existierendes, eine Substanz, ein "Behälter" der Dinge, welcher von diesen nicht verändert wird. Diese Vorstellung wird gewöhnlich Newton zugeschrieben. Leibniz vertritt hingegen eine "relationale Konzeption des Raumes", in welcher der Raum nicht unabhängig von den Dingen existiert. Wir rekonstruieren ein Argument von Leibniz gegen die absolute Konzeption des Raumes.

Bibliographische Angaben

G.W. Leibniz, 1716, Drittes Schreiben an Clarke, In Schüller, V., Hg. (1991). Der Leibniz-Clarke Briefwechsel. Berlin: Akademie.

Textstelle

Wäre der Raum ein absolutes Seiendes, so könnte sich auch etwas ereignen, wofür es keinen hinreichenden Grund geben kann, was aber meinem Axiom widerspricht. Ich beweise es hier folgendermaßen: Der Raum ist etwas vollkommen Homogenes und wenn sich in dem Raum keine Dinge befinden, so unterscheidet sich ein Raumpunkt von einem anderen Raumpunkt durchaus in nichts. Hieraus folgt nun aber (wobei angenommen wird, daß der Raum außer der gegenseitigen Ordnung der Körper noch irgend etwas an sich ist), daß es keinen Grund geben kann, warum Gott, die gleiche gegenseitige Lage der Körper beibehaltend, die Körper so und nicht anders in den Raum gesetzt hat. Warum ist nicht alles in umgekehrter Weise angeordnet worden, zum Beispiel durch Vertauschen von Ost und West? (Leibniz, Drittes Schreiben an Clarke, Absatz 5)

Argumentrekonstruktion

  1. Wenn der Raum ein absolut Seiendes ist, so gibt es den Raum, ohne dass sich Dinge in ihm befinden.
  2. Wenn es einen Raum gibt, in dem sich keine Dinge befinden, so unterscheidet sich ein Raumpunkt von einem anderen Raumpunkt nicht.
  3. Wenn sich ein Raumpunkt nicht von einem anderen unterscheidet, so gibt es keinen hinreichenden Grund dafür, dass Gott die Körper so und nicht anders in den Raum gesetzt hat (die gleiche gegenseitige Lage der Körper beibehaltend).
  4. Für alles gibt es einen hinreichenden Grund dafür, dass es so und nicht anders ist.
  5. Gott hat die Körper so und nicht anders in den Raum gesetzt.

  1. Der Raum ist kein absolut Seiendes.

Kommentar

Prämisse 4 ist das Prinzip vom hinreichen Grund (in einer möglichen Formulierung), welches Leibniz „als Axiom“ annimmt. Eine Diskussion des Argumentes könnte z.B. dieses Axiom oder Prämisse 5 näher analysieren. Hier stellt sich auch die Frage, ob der Bezug auf Gott für das Argument notwendig ist.

Formale Detailanalyse (optional)

Literaturangaben

Newton, I. (1687). Philosophiae Naturalis Principia Mathematica. London.