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Eine Rekonstruktion getaggt mit "John Broome"

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Eine zentrale Frage der Populationsethik ist, ob eine Welt mit zusätzlichen glücklichen Individuen besser ist als eine ansonsten gleiche Welt ohne diese Individuen. Natürlich wirkt sich die Existenz zusätzlicher Individuen auf verschiedenste Weise auf das Wohlergehen anderer (wie z.B. der Eltern) aus und ist aus diesem Grund instrumentell gut oder schlecht. Es verbleibt jedoch die strittige Frage, ob die Existenz zusätzlicher glücklicher Individuen an sich gut ist. Nach einer verbreiteten (obgleich keineswegs universellen) Intuition ist die Existenz zusätzlicher glücklicher Individuen, zumindest wenn es diesen nicht außergewöhnlich gut geht, an sich weder gut noch schlecht, sondern ethisch neutral. Diese Intuition motiviert das starke Neutralitätsprinzip, welches in etwa besagt, dass eine Welt mit zusätzlichen Individuen, denen es nicht besonders gut oder schlecht geht, genauso gut ist wie die gleiche Welt ohne diese Individuen. Im Folgenden rekonstruiere ich ein einflussreiches Argument von John Broome gegen das starke Neutralitätsprinzip. Broomes Argument ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine überraschende und für viele kontraintuitive Konklusion aus weitgehend anerkannten Prämissen abgeleitet werden kann.

Bibliographische Angaben

Broome, John (2004), Weighing Lives, Oxford: Oxford University Press, https://doi.org/10.1093/019924376X.001.0001

Textstelle

Broomes Argument richtet sich gegen das starke Neutralitätsprinzip, welches er auch als „principle of equal existence“ bezeichnet.1 Er definiert dieses wie folgt:

Principle of equal existence. Suppose two distributions have the same population of people, except that an extra person exists in one who does not exist in the other. Suppose each person who exists in both distributions is equally as well off in one as she is in the other. Then there is some range of wellbeings (called ‘the neutral range’) such that, if the extra person's wellbeing is within this range, the two distributions are equally good. (Broome 2004, 146)

Um gegen dieses Prinzip zu argumentieren, nutzt Broome das folgende Beispiel von drei verschiedenen Distributionen A, B, und C – also Verteilungen von Wohlergehen auf Individuen einer bestimmten Population. Die Zahlen, die den Distributionen zugeordnet sind, symbolisieren das Wohlergehen der Individuen in dieser Distribution (wobei höhere Zahlen ein höheres Wohlergehen repräsentieren). Zahlen in einer Spalte beziehen sich auf das Wohlergehen desselben Individuums (das folglich in allen Distributionen existiert, in denen ihm eine Zahl zugeordnet ist) und „Ω” bedeutet, dass das Individuum in dieser Distribution nicht existiert.2

 A = (1, 1, . . .1, Ω),

B = (1, 1, . . .1, 1),

C = (1, 1, . . .1, 2).

Each person except the last has the same wellbeing in all three of these distributions. The last person does not exist in A. She exists in both B and C, and her wellbeing is less in B than in C. According to the principle of equal existence, there is a neutral range of wellbeings, and I mean the last person's wellbeing in both B and C to be within this range. So the neutral range includes levels 1 and 2. (Broome 2004, 146-7)

Um Broomes Argument zu verstehen, benötigen wir schließlich noch das folgende Prinzip. (Anders als im gesamten Folgetext beziehen sich A und B hier nicht auf das obige Beispiel.)

Principle of personal good. Take two distributions A and B that certainly have the same population. If A is equally as good as B for each member of the population, then A is equally as good as B. Also, if A is at least as good as B for each member of the population, and if A is better than B for some member of the population, then A is better than B. (Broome 2004, 120)

Hier ist Broomes Argument, das im Folgenden rekonstruiert wird:

According to the principle of equal existence, B […] is equally as good as A. According to the same principle, C is equally as good as A. By the transitivity of ‘equally as good as’, B is equally as good as C. Hence, by the definition of ‘equally as good as’ on page 21, C is not better than B. However, the principle of personal good says C is better than B, since it is better for one person and at least as good for everyone else. So we have a contradiction. Something has to give. What? The principle of personal good can be doubted. If you discount for time, you might think C could indeed be equally as good as B, if the last person lives later in C than she does in B. If you discount, you think wellbeing is more valuable if it comes earlier rather than later. But let us add the assumption that each person's life has the same dates in B as it does in C. Under that assumption, the principle of personal good is indubitable. C is certainly better than B. The transitivity of ‘equally as good as’ is also indubitable, since it follows from the definition of this relation, as I explained on page 22. The conclusion therefore has to be that the principle of equal existence is false. (Broome 2004, 147-8)3

Argumentrekonstruktion

  1. Wenn das starke Neutralitätsprinzip wahr ist, dann ist B genauso gut wie A.
  2. Wenn das starke Neutralitätsprinzip wahr ist, dann ist A genauso gut wie C.
  3. Wenn das starke Neutralitätsprinzip wahr ist, dann ist B genauso gut wie A und A genauso gut wie C. (Folgt aus 1. und 2.)
  4. Für alle Distributionen (und alle anderen Dinge) X, Y und Z gilt, wenn X genauso gut ist wie Y und Y genauso gut ist wie Z, dann ist X genauso gut wie Z. (Transitivität von ‚genauso gut wie‘)
  5. Wenn B genauso gut ist wie A und A genauso gut ist wie C, dann ist B genauso gut wie C. (Folgt aus 4.)
  6. Wenn B genauso gut ist wie C, dann ist C nicht besser als B.
  7. Wenn das starke Neutralitätsprinzip wahr ist, dann ist C nicht besser als B. (Folgt aus 3., 5. und 6.)
  8. B und C beinhalten dieselben Individuen, manchen von diesen Individuen geht es in C besser als in B, und allen anderen Individuen geht es in C genauso gut wie in B.
  9. Für alle Distributionen X und Y gilt, wenn X und Y dieselben Individuen beinhalten, es manchen von diesen Individuen besser in Y als in X geht, und es allen anderen Individuen in Y genauso gut wie in X geht, dann ist Y besser als X. (Prinzip des personal Guten)
  10. C ist besser als B. (Folgt aus 8. und 9.)

  1. Das starke Neutralitätsprinzip ist nicht wahr. (Folgt aus 7. und 10.)

Kommentar

Broomes Argument mag auf den ersten Blick kompliziert aussehen. Tatsächlich ist es aber relativ simpel. Zunächst wird gleich zwei Mal das starke Neutralitätsprinzip auf das obige Beispiel angewandt: Distribution A wird mit Distribution B und dann mit Distribution C verglichen. Da sowohl B als auch C sich nur darin von A unterscheiden, dass in ihnen ein zusätzliches Individuum existiert, dessen Wohlergehen im neutralen Bereich („neutral range“) liegt, folgt aus dem starken Neutralitätsprinzip, dass B und C genauso gut sind wie A.4 Prämissen (1) und (2) führen diese Implikationen einzeln auf, während (3) diese in einem einzigen Konditional zusammenfasst. Prämisse (4) führt die Transitivität von ‚genauso gut wie‘ ein und (5) macht zum leichteren Verständnis die relevante Implikation von (4) für die zu vergleichenden Distributionen A, B und C explizit: Wenn B und C genauso gut wie A sind (wie das starke Neutralitätsprinzip impliziert), dann sind B und C gleich gut. Prämisse (6) ergänzt, dass C nicht besser ist als B, wenn B und C gleich gut sind. Wir gelangen so zur Zwischenkonklusion (7), dass C nicht besser als B ist, wenn das starke Neutralitätsprinzip wahr ist. Der Rest des Arguments soll zeigen, dass es – entgegen dem starken Neutralitätsprinzip – wohl der Fall ist, dass C besser ist als B. Dafür beschreibt Prämisse (8) zunächst, wie sich die beiden Distributionen zueinander verhalten: sie beinhalten dieselben Individuen, manchen davon geht es besser in C und dem Rest geht es gleich gut in beiden Distributionen. Das Prinzip des personal Guten, das in Prämisse (9) eingeführt wird,5 besagt, dass wenn sich zwei Distributionen auf diese Weise unterscheiden, die Distribution besser ist, in der es manchen Individuen besser geht. Da dies Distribution C ist, folgt, dass C besser ist als B, wie (10) festhält. Dies widerspricht dem Konsequens der Zwischenkonklusion (7). Per modus (tollendo) tollens wird auf die Konklusion (11) geschlossen, dass das starke Neutralitätsprinzip nicht wahr ist.

Letztlich basiert Broomes Argument also nur auf wenigen substanziellen Prämissen. (3), (5), (7) und (10) sind lediglich Zwischenkonklusionen, die aus den restlichen Prämissen folgen und nur zum leichteren Verständnis aufgeführt werden. Die Prämissen (1), (2) und (8) folgen aus der Definition des starken Neutralitätsprinzips und der Definition der Distributionen A, B und C.6 Prämisse (6) ist ein analytisches Urteil, das Broome aufgrund von dessen Trivialität nicht diskutiert. Es verbleiben die Prämissen (4) und (9), also die Transitivität von ‚genauso gut wie‘ und das Prinzip des personal Guten. Etwas vereinfacht kann die Kerneinsicht von Broome daher wie folgt festgehalten werden: das starke Neutralitätsprinzip ist nicht mit der Transitivität von ‚genauso gut wie‘ und dem Prinzip des personal Guten vereinbar. Eines dieser drei Prinzipien müssen wir aufgeben; Broome entscheidet sich für das starke Neutralitätsprinzip.

Könnten wir stattdessen die Transitivität von ‚genauso gut wie‘ oder das Prinzip des personal Guten zurückweisen? Ähnlich wie Prämisse (6) könnte auch die Transitivität von ‚genauso gut wie‘ als triviales analytisches Faktum erachtet werden: es folgt einfach aus der Bedeutung von ‚genauso gut wie‘, dass zwei Dinge (wie z.B. Distributionen), die beide genauso gut wie ein drittes Ding sind, gleich gut sind. Tatsächlich ist dies eine verbreitete Auffassung, die Broome teilt. Er verweist in der oben zitierten Textstelle auf einen früheren Abschnitt, in dem er diese Auffassung explizit macht. Broome (2004, 21) ergänzt in diesem Abschnitt, dass es „Teil der allgemeinen Logik von Komparativen“ („part of the very general logic of comparatives“) sei, dass komparative Relationen transitiv sind. So seien etwa die Relationen ‚weiter als‘ und ‚heißer als‘ ebenfalls transitiv: wenn A heißer ist als B und B heißer ist als C, dann muss A heißer sein als C.7 Obgleich die Transitivität von ‚genauso gut wie‘ weitgehend anerkannt ist, ist sie jedoch nicht unangefochten. Sie ist Teil vieler Paradoxien in der Populationsethik and der Ethik der Aggregation. Diese Paradoxien könnten eventuell vermieden, oder zumindest abgeschwächt werden, indem die Transitivität von ‚genauso gut wie‘ (zusammen mit der Transitivität von ‚besser als‘) abgelehnt wird (siehe Temkin 1987 und Rachels 2004).

Das Prinzip des personal Guten8 scheint kein einfaches analytisches Urteil zu sein – es ist jedoch ebenfalls sehr plausibel: es ist allgemein besser, wenn es Leuten besser geht. Wie könnte es also nicht besser sein, wenn es einigen Leuten besser geht und allen anderen genauso gut geht? Broome führt in der zitierten Textstelle einen möglichen Einwand ein: Wie sehr das Wohlergehen von Individuen zum Gesamtwert einer Distribution beiträgt, könnte davon abhängen, zu welchem Zeitpunkt diese Individuen existieren. Im Besonderen könnte es besser sein, wenn Wohlergehen zu einem früheren anstatt zu einem späteren Zeitpunkt realisiert wird. Wenn manche Individuen ihr Wohlergehen in B früher realisieren als in C, könnte daher C entgegen dem Prinzip des personal Guten nicht besser als B sein. Broome stellt allerdings sogleich fest, dass das Argument einfach angepasst werden kann, um diesen Einwand zu umgehen: wir können das Prinzip des personal Guten einfach auf Fälle einschränken, in denen alle Individuen im gleichen Zeitraum existieren. Dieses eingeschränkte Prinzip reicht aus, wenn außerdem stipuliert wird, dass die verglichenen Distributionen sich nicht zeitlich unterscheiden. Eine analoge Strategie könnte gegen andere Einwände verfolgt werden: vielleicht gibt es noch weitere moralische Faktoren, die dafür sorgen könnten, dass C in manchen Fällen nicht besser ist als B. Erneut könnten wir stipulieren, dass diese Faktoren B nicht gegenüber C begünstigen, und zugleich das Prinzip des personal Guten auf solche Fälle einschränken. Nach Ergänzung solch einer ceteris paribus–Klausel scheint das Prinzip des personal Guten kaum bestreitbar.

Die meisten Anhänger eines Neutralitätsprinzips wollen tatsächlich weder das Prinzip des personal Guten noch die Transitivität von ‚genauso gut wie‘ aufgeben. Anstatt des starken Neutralitätsprinzips vertreten daher viele ein logisch schwächeres Prinzip, nach dem eine Welt mit zusätzlichen glücklichen Individuen weder besser noch schlechter als die gleiche Welt ohne diese Individuen ist (z.B. Rabinowicz 2009 und Frick 2017). Das muss nicht unbedingt heißen, dass diese beiden Welten gleich gut sind; sie könnten inkommensurabel sein.9 Aufgrund des Einschlusses von Inkommensurabilität ist die Relation ‚weder besser noch schlechter‘ nicht (oder zumindest nicht offensichtlich) transitiv: B könnte besser oder schlechter als C sein, obgleich B weder besser noch schlechter als A ist und A weder besser noch schlechter als C ist. Die entsprechend angepasste Prämisse (4), die dies bestreitet, wäre demnach falsch. Broomes Argument gegen das starke Neutralitätsprinzip kann daher nicht einfach auf das schwache Neutralitätsprinzip übertragen werden. Broome (2004, 170), der diese Reaktion antizipiert, entwickelt daher ein separates Argument gegen das schwache Neutralitätsprinzip, welches zeigen soll, dass das schwache Neutralitätsprinzip die Intuition der Neutralität nicht adäquat einfangen kann.

Eine andere mögliche Reaktion auf Broomes Argument besteht darin, ein rein normatives Neutralitätsprinzip zu vertreten (siehe z.B. Thomas 2023). Sowohl das starke als auch das schwache Neutralitätsprinzip sind nicht normativ, sondern axiologisch: sie betreffen den relativen Wert von Distributionen. Ein normatives Neutralitätsprinzip behauptet stattdessen, dass wir keinen moralischen Grund oder keine moralische Pflicht haben, der Welt zusätzliche glückliche Individuen hinzuzufügen. Es wäre demnach moralisch zulässig, Distribution A anstatt B oder C zu wählen. Eine Schwierigkeit für diese Position besteht darin, das normative Neutralitätsprinzip von axiologischen Neutralitätsprinzipien unabhängig zu machen. Das erscheint schwierig, da im Allgemeinen angenommen wird, dass wir zumindest einen gewissen moralischen Grund haben, bessere Optionen zu wählen: wenn es die Welt besser oder schlechter machen würde, B oder C anstatt A zu wählen, hätten wir dann nicht einen moralischen Grund (nicht) B oder C anstatt A zu wählen?

Literaturangaben

Broome, John (2004): Weighing Lives, Oxford: Oxford University Press.

Broome, John (2009): “Reply to Rabinowicz”. Philosophical Issues, 19, Metaethics, S. 412–417.

Chang, Ruth (2002): “The Possibility of Parity”. Ethics, 112, S. 659–688.

Frick, Johann (2017): “On the Survival of Humanity”. Canadian Journal of Philosophy, 47, S. 344–367, doi: 10.1080/00455091.2017.1301764.

Greaves, Hilary (2017): “Population Axiology”. Philosophy Compass, 12(11), S. 1–15, https://doi.org/10.1111/phc3.12442.

Gupta, Anil und Stephen Mackereth (2023): "Definitions". The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Fall 2023 Edition), Edward N. Zalta & Uri Nodelman (eds.), URL = https://plato.stanford.edu/archives/fall2023/entries/definitions/.

Rabinowicz, Wlodek (2009): “Broome and The Intuition of Neutrality”. Philosophical Issues, 19, S. 389–411.

Rachels, Stuart (2004): “Repugnance or Intransitivity: A Repugnant but Forced Choice”. In: J. Ryberg and T. Tännsjö (eds.), The repugnant conclusion: essays on population ethics, Dordrecht: Springer Netherlands, S. 163–186.

Roberts, Melinda (2022): “The Person-Based Intuition and the Better Chance Puzzle”. In: Gustaf Arrhenius, and others (eds), The Oxford Handbook of Population Ethics, Oxford Handbooks.

Temkin, Larry S. (1987): “Intransitivity and the Mere Addition Paradox”. Philosophy and Public Affairs, 16, S. 138–187.

Thomas, Teruji (2023): "The asymmetry, uncertainty, and the long term”. Philosophy and Phenomenological Research, 107(2), S. 470–500.


  1. In anderen Werken verwendet Broome die Bezeichnung „principle of equal existence“ nicht und spricht einfach von der „Neutralitätsintuition“ („intuition of neutrality“). Spezifischer spricht Broome (2009) von der „starken Form der Neutralitätsintuition“ („the strong form of the intuition of neutrality“), welche er von einer schwachen Form abgrenzt (siehe die Diskussion im Kommentar). Die vorliegende Rekonstruktion spricht vom „starken Neutralitätsprinzip“, um deutlich zu machen, dass sich Broomes Argument gegen die obenstehende Proposition richtet; diese mag der Gehalt einer Intuition sein, aber das ist für Broomes Argument unerheblich.
  2. Distributionen enthalten also Informationen darüber wer existiert und wie gut es den Individuen geht, die in dieser Distribution existieren. Wenn wir Distributionen vergleichen, beurteilen wir also den relativen Wert davon, dass bestimmte Individuen mit bestimmten Wohlergehen existieren: wäre es insgesamt besser, wenn diese Individuen mit diesen Wohlergehen existierten, oder wenn jene Individuen mit jenen Wohlergehen existierten? Diese Art von Frage wird in der Populationsaxiologie behandelt; siehe Greaves (2017) für eine allgemeine Einführung.
  3. Broomes Definition von ‘genauso gut wie’, auf die er in der obigen Textstelle verweist, ist die folgende: „When I say ‘A is equally as good as B’, I mean that A is neither better nor worse than B, and that any third thing C is better or worse than A if and only if it is correspondingly better or worse than B” (2004, 21). Wie ebenfalls in der obigen Textstelle vermerkt, weist Broome auf der Folgeseite darauf hin (zeigt aber nicht), dass die Transitivität von ‚genauso gut wie‘ aus dieser Definition folgt (2004, 22).
  4. Dass die Wohlergehenslevel 1 und 2 im neutralen Bereich liegen, ist nicht als Behauptung Broomes zu verstehen, die über das Definitorische hinaus geht. Wenn es einen neutralen Bereich gibt, dann gibt es notwendigerweise mehr als ein neutrales Wohlergehenslevel. Broome referiert auf zwei dieser Level mit „1“ und „2“.
  5. Streng genommen führt Prämisse (9) nur einen Teil des Prinzips des personal Guten ein. Wie in der oben zitierten Textstelle Broomes ersichtlich, enthält das Prinzip des personal Guten zudem eine Aussage darüber, unter welchen Bedingungen Distributionen gleich gut sind. Dieser Teil des Prinzips ist für das Argument irrelevant.
  6. Da es sich hierbei um stipulative Definitionen handelt, die lediglich die Referenz der definierten Ausdrücke festlegen, können diese Definitionen nicht als falsch zurückgewiesen werden (siehe Gupta & Mackereth 2023).
  7. Broome nutzt diese Beispiele in Analogie zur Relation ‚besser als‘. In direkter Analogie zur Relation ‚genauso gut wie‘ könnten die Relationen ‚genauso heiß wie‘ und ‚genauso weit wie‘ angeführt werden. Wenn zum Beispiel A genauso heiß ist wie B und B genauso heiß ist wie C, dann muss A auch genauso heiß sein wie C.
  8. Dieses Prinzip wird oft auch als (Same-Person oder auch Same-People) Pareto-Prinzip bezeichnet (siehe z.B. Roberts 2022).
  9. Inkommensurabilität wird hier einfach als Gegenstück zu den drei Standard-Wertrelationen verstanden: zwei Dinge sind inkommensurabel, wenn keines davon besser oder schlechter als das andere ist und sie auch nicht gleich gut sind. Wenn zwei Dinge inkommensurabel sind, weisen sie also eine vierte (nicht-Standard) Wertrelation auf oder sie sind unvergleichbar (siehe Chang 2002).